Akupunktur und Moxibustion

Die Akupuntur (针灸 zhen jiu) ist eine rund 3000 Jahre alte Behandlungsmethode, die der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) entstammt und die die Selbstheilungskräfte des Körpers fördern soll. Mittlerweile gilt sie als eine der weltweit am häufigsten eingesetzten alternativen Therapieformen. Während der westliche Begriff sich aus lateinisch „acus = Nadel“ und „pungere = stechen“ zusammensetzt, steht der chinesische Name „zhen jiu“ für „stechen und wärmen“, was auf die häufig kombinierte Anwendung der Moxibustion (Wärmestimulation durch abbrennendes Beifußkraut) hinweist.

Die Wirkweise der Akupunktur basiert auf der Stimulation spezieller Punkte auf den Energieleitbahnen des menschlichen Körpers. Nach TCM-Sichtweise zirkuliert die Energie „Qi“ (氣) auf diesen miteinander in Verbindung stehenden Bahnen, die jingmai (经脉) und luomai (络脉) genannt werden. Durch gezieltes Nadeln entlang dieser Bahnen können Stauungen und Stagnationen gelöst werden, damit das Qiwieder frei und harmonisch den Organismus durchfließen kann. So können Fülle- und Leere-Zustände im Körper ausgeglichen und Balance hergestellt werden.

 

Wirksamkeit

Die WHO weist ca. 40 Krankheiten und Symptome aus, die mit den Verfahren der Akupunktur wirksam behandelt werden können. Andere Kataloge umfassen sogar 100 und mehr relevante Krankheitsbilder. Gleichwohl sollte die erfreuliche Vielzahl von speziellen Anwendungsbereichen weiterhin im Kontext eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes gesehen werden. Gleiche Krankheitsbilder können mitunter vollkommen unterschiedliche Ursachen haben. In diesem Sinne behandelt die Akupunktur nicht eine lokale Störung, sondern den gesamten Menschen.

Die Wirkung der Akupunktur ist in zahlreichen Studien nachgewiesen worden. Es ist bekannt, dass die Akupunktur über Nervenbahnen auch in entfernten Körperregionen wirksam sein kann. An der Wirkung sind unter anderem Endorphine - körpereigene Opiate - beteiligt. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Schmerzlinderung. Die Akupunktur beeinflusst auch innere Organe, Schmerzen, das Immunsystem und psychische Prozesse.

Studien:

  • ART-Studien (Acupuncture Randomised Trials); Vergleich Akupunktur mit Minimalakupunktur und keiner Akupunkturbehandlung) Beginn 12/2000, beteiligte KK: TK, verschiedene BKK, Handels KK, IKK Hamburg
  • ARC (Acupuncture-in-Routine-Care): Vergleich Akupunktur als zusätzliches Angebot zu einer Versorgung ohne Akupunktur; Beginn 07/2001, beteiligte KK: u. a. DAK, Barmer, KK, HEK, Hamb.-Münchner KK
  • Gerac-Studien (German Acupuncture Trials): Vergleich Akupunktur mit Sham-Akupunktur und Standardtherapie; Beginn 03/2001; beteiligte KK: AOK, BKK, Ikk, Bundesknappschaft, Seekasse, Verband Landwirtschaftlicher KK

 

Krankheitsbilder

Grundsätzlich lässt sich mit der Akupunktur alles behandeln, was im Energiefluss des Menschen gestört ist - nicht jedoch das, was körperlich bereits zerstört ist. So kann etwa verloren gegangenes Nerven- oder Knorpelgewebe mit dieser Behandlungsmethode nicht wiederhergestellt werden. Sehr wohl jedoch können mittels der Akupunktur hierdurch ausgelöste Schmerzen gelindert und der Zustand des umgebenden Gewebes verbessert werden.

Je nach Diagnosesituation und Anwendung wirkt Akupunktur schmerzlindernd, entspannend für das psychovegetative System, regulierend und stimulierend für das Abwehrsystem und motorisch aktivierend (z. B. bei Lähmungserscheinungen).

Hier eine Liste mit Krankheitsbildern, bei denen die Behandlung mit Akupunktur Heilung oder Linderung verspricht

  • Akute und chronische Schmerzen
  • Erkrankungen des Bewegungssystems
  • Neurologische Krankheiten
  • Erkrankungen der Atemwege
  • Vegetative Störungen
  • Suchtkrankheiten
  • Erkrankungen des Verdauungssystems
  • Gynäkologische Erkrankungen und Geburtshilfe
  • Hals-, Nasen-, Ohren und Augenkrankheiten
  • Hautkrankheiten
  • Allergien
  • Postoperative Situationen

 

Gegenanzeigen

Zu den wesentlichen Bereichen, die nicht mit Akupunktur behandelt werden sollten, zählen alle Erkrankungen mit unklarer Diagnose, schwere psychiatrische Erkrankungen, Krebsleiden (außer zur Schmerztherapie). Eingeschränkt behandelbar sind Patienten, welche Präparate mit blutverdünnender oder gerinnungshemmender Wirkung einnehmen und Schwangere.

 

Nebenwirkungen

Eine fachgerecht durchgeführte Akupunktur hat kaum Nebenwirkungen, da die Nadelung auf eine Mobilisierung der Selbstheilungskräfte des Körpers abzielt. Zu Beginn der Therapie können sich einzelne Symptome vorübergehend verstärken, man spricht hier von der „Erstreaktion“. Gelegentlich kommt es zu leichten Blutergüssen oder blauen Flecken, auch kurze Kreislaufreaktionen können während einer Akupunktur auftreten, normalisieren sich aber schnell. Um Infektionen zu vermeiden, werden sterile Einmalnadeln aus Edelstahl verwendet.

Die Heilung verläuft von innen nach außen, so dass die Ausscheidungsaktivität über Haut, Stuhl und Urin sich verstärken kann. Meist tritt nach der Akupunktur eine angenehme Entspannung auf, manchmal ein Schlafbedürfnis. Es ist sinnvoll, zwei Stunden vor und nach jeder Behandlung körperliche Anstrengung, üppige Mahlzeiten, Stress und sexuelle Aktivitäten zu vermeiden.

 

Behandlungsablauf

Soweit die Diagnose ein Ungleichgewicht in der Balance von Körper, Geist und Seele bzw. im Energiefluss festgestellt hat, werden sehr dünne, sterile Nadeln in Punkte auf den Meridianen eingestochen. Der Einstich der Nadeln ist bei der klassischen Therapie für den Behandelten so gut wie schmerzfrei und äußerst sich allenfalls in einem dumpfen ziehenden Gefühl (deqi). Je nach Behandlungssituation werden bis zu 15 Nadeln verwendet, die in der Regel zwischen 20 und 40 Minuten im Körper verbleiben. Aussagen und Entscheidungen über die Wirksamkeit lassen sich in der Regel nach drei bis fünf Behandlungen treffen. Zusätzlich lassen sich Akupunktur Anwendungen mit einer Moxibustion kombinieren. Hierbei wird z. B. am hinteren Nadelende ein Knäuel aus der Wolle des Beifußkrautes angezündet, was eine ebenfalls schmerzfreie Wärmestimulation der akupunktierten Bereiche bewirkt.

 

Behandlungsdauer

Bei akuter Erkrankung werden Akupunktursitzungen relativ häufig durchgeführt (bis zu einmal täglich), bei chronischer Erkrankung meist einmal die Woche (sechs bis zehn Wochen lang). Eine Sitzung dauert zwischen 20 und 40 Minuten. In der Regel sind bei akuten Erkrankungen drei bis sechs Sitzungen, bei chronischen zwölf bis 20 Sitzungen erforderlich. Eine Behandlung zur Auffrischung kann erforderlich sein.

 

Kosten

Eine Akupunkturbehandlung (inkl. Untersuchung) kostet je nach Behandlungsdauer und -aufwand etwa 30 bis 70 € pro Sitzung. In einigen Fällen, zum Beispiel bei Kopfschmerzen/Migräne, Rücken-, Hüft- und Knieschmerzen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten teilweise oder sogar ganz. Gesetzlich versicherte Patienten sollten die Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse erfragen.

Meist erstatten alle privaten Krankenkassen die Kosten für Akupunktur zur Schmerzbehandlung. Bei anderen Beschwerden, und wenn ihr Versicherungsvertrag keine eindeutigen Regelungen enthält, ist es empfehlenswert, sich mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen. Sie erhalten vor der Behandlung ein detailliertes Informationsblatt mit den exakten Gebührensätzen der Behandlung nach der Gebührenordnung der Ärzte (GoÄ).